Meine Darm Spiegelung mit der anschließenden Aussage der Ärztin, dass da in meinem Enddarm ein sehr großer Tumor steckt, der bösartig aussieht, ist am Montag auf den Tag genau 10 Jahre her. Wie gut ich mich auch heute, 10 Jahre später immer noch an diesen Moment hineinversetzen kann, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte, was alles durch meinen Kopf schoss, die Tränen, die Angst, die plötzlich begannen aus mir hinaus zu fließen, all das ist auch 10 Jahre später immer noch präsent und kann wahrscheinlich nur von jemandem nachempfunden werden, der sich selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden hat.
Und trotzdem war da auch die Hoffnung, dass die Aussage der Ärztin durch den pathologischen Befund entkräftet wurde und dieser verdammte Tumor doch nur eine besonders schmerzhafte und hässliche Hämorrhoide sein würde, die mir seit Monaten das Leben zur Hölle machte.
Leider bekam ich schon 2 Tage später den Befund Krebs von der Ärztin telefonisch mitgeteilt. Quasi schon mit einem OP-Termin zur Entfernung in einem Kölner Krankenhaus, das Ding sollte so schnell wie möglich raus. Wieder einen Tag später standen dann die genauen Pathologie Befunde aus - Plattenephitelkarzinom, auch Analkrebs genannt. Also eine völlig andere Krebsart, wie vorher angenommen und somit auch eine komplett andere Behandlungsart wie Darmkrebs.
Doch davon sollte ich dann erst im März erfahren, nachdem mich meine Ärztin mir eine onkologische Praxis empfohlen hatte, die schonmal so einen Fall behandelt hatte. Denn mein Befund war sehr selten, vor allem bei gerade mal 36jährigen Frauen. Denn vor 10 Jahren hieß es noch, dass das Analkarzinom vor allem bei Männern auftreten würde und auch das äußerst selten.
Ich bin froh, dass ich auch heute noch hier sitze und euch darüber berichten kann und vielleicht auch anderen Mut damit gebe, dass diese Diagnose nicht das Ende der Welt bedeuten wird und nicht das Ende des Lebens ist. Man kann geheilt werden und auch wenn bei mir vieles während meiner Krebszeit nicht nach Plan verlief und ich Tage hatte, an denen es so aussah, als ob ich den Krebs nicht besiegen würde, bin ich doch noch da. Dankbar dafür, auch wenn ich immer noch mit einem künstlichen Darmausgang leben muss und ich doch einiges an Spätfolgen habe. Die neueste Errungenschaft ist ein sekundäres Lymphödem, welches mir im letzten Jahr viel Kraft geraubt hat, bis es zu einer Diagnose und Behandlung kam.
10 Jahre sind seit diesen Tagen vergangen und auch wenn diese Zeit nicht mehr mein Leben bestimmt, desto mehr erinnere ich mich an solchen Kalendertagen an die beschissenste Zeit in meinem Leben. Und bin dankbar und glücklich darüber, dass sie vorbei sind,